Dr. med. Klaus Baumann, Psychotherapeut und Logotherapeut aus Potsdam, führte in seinem Vortrag ein in das faszinierende Leben und Denken von Viktor Frankl.
Anders als die Psychotherapie basiert die Logotherapie auf einem Menschenbild, welches explizit die Transzendenz mit einbezieht bzw. Menschen von der Transzendenz her und zu ihr hin begleitet.
Unter der Moderation von Holger Nell wurden die folgenden Themen behandelt:
• Was ist das logotherapeutische Menschenbild nach Viktor Frankl?
• Wie kann ich meine persönlichen Gaben erkennen und leben?
• Kann ich mich präventiv auf schwierige Lebensphasen einstellen
(Resilienz)?
• Welche Anregungen bietet die Logotherapie für die Erziehung und
Pädagogik?
In seinem spannenden Vortrag vor ca. 30 Zuhörern und Zuhörerinnen führte Dr. Baumann zunächst aus, dass Viktor Frankl jüdischer Herkunft war und in mehreren Konzentrationslagern inhaftiert war, u.a. in Dachau und Türkeim.
• Im Zentrum der von ihm entwickelten Logotherapie stehe der “Wille zum Sinn” (griechisch: Logos). Frankl argumentiere, dass das primäre Motiv des Menschen nicht das Streben nach Lust (wie bei Freud) oder Macht (wie bei Adler) sei, sondern das Streben nach einem sinnvollen Leben. Dieser Sinn könne in verschiedenen Lebensbereichen gefunden werden, sei es bei der Arbeit, in Beziehungen oder beim Erleben von Leid und Enttäuschungen.
• Frankl, der selbst die Schrecken der Konzentrationslager überlebte, betone, dass selbst in den schlimmsten Umständen ein Sinn gefunden werden kann. Leid könne eine Quelle der inneren Stärke und des Wachstums sein, wenn man es als Teil eines größeren Sinnzusammenhangs versteht.
• Die Logotherapie verwende verschiedene Methoden, um Patienten zu helfen, ihren Lebenssinn zu finden. Dazu gehörten die “paradoxe Intention”, bei der Patienten ermutigt werden, sich ihren Ängsten zu stellen, und die “Dereflektion”, die darauf abzielt, die Aufmerksamkeit von problematischen Gedanken und Gefühlen abzulenken. Diese Techniken sollen den Patienten helfen, eine neue Perspektive auf ihr Leben zu gewinnen und einen tieferen Sinn zu entdecken.
• Auf die Frage, welche Anregungen die Logotherapie für die Erziehung und
Pädagogik bietet, antwortete Dr. Baumann: In der Erziehung und Pädagogik betone die Logotherapie die Bedeutung von Verantwortung und Sinnfindung. Pädagogen könnten junge Menschen ermutigen, ihre eigenen Werte zu entdecken und Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Dies fördere die Entwicklung von Eigenverantwortung und innerer Motivation. Die Logotherapie biete auch Methoden, um Kinder und Jugendliche zu unterstützen, ihre eigenen Stärken zu erkennen und zu nutzen, um ein sinnvolles und erfülltes Leben zu führen.
Nach dem Vortrag ergab sich bei einem Glas Wein eine weitere Gelegenheit Gedanken zu Viktor Frankl´s Lebenswerk auszutauschen.
W.Hanuschik
Die Prälatur Yauyos wurde 1957 auf Wunsch von Papst Pius XII. Priestern des Opus Dei anvertraut. 1962 wurde die Provinz Canete an der pazifischen Küste der Prälatur Yauyos angegliedert. Sie besteht seitdem aus den Provinzen Canete, Yauyos und Huarochiri. 2007 zerstörte ein Erdbeben 50 Kirchen, besonders in Canete und Yauyos, wovon nur 19 wieder vollständig aufgebaut werden konnten. Peru ist eines der Länder, das am stärksten von der Corona-Pandemie betroffen war. Seit Ende 2022 gibt es schwere Unruhen in Peru, nachdem der linke Präsident Pedro Castillo abgesetzt und inhaftiert wurde. Hinzu kamen schwere Regenfälle, die Land und Bevölkerung zusetzten. Doch es gibt auch Hoffnung. Darüber sprach der aus Gießen stammende Pfarrer Thomas Huckemann von der Diözese Mainz. Er ist seit über 30 Jahren Missionspriester in der peruanischen Provinz Yauyos, 200 km südlich von Lima.
Pfr. J. Rudolf in FELDMARK erzählte am 16.05.2024 über seine Zeit in den 80-iger Jahren als Sekretär von Kardinal Meisner. Darüber hat er eine Monographie veröffentlich: "Das schwierigste Bistum der Welt"- im Ausnahmezustand.
"Ich möchte etwas gegen die drohende Glorifizierung der DDR tun. Viele sagen, es sei doch gar nicht schlecht gewesen, auch nicht für Christen. Doch, es war schlimm“. Der Berliner Pfarrer im Ruhestand Josef Rudolf erzählte in seinem Vortrag, wie Katholiken in der DDR unter Diskriminierung litten.
Jugendliche, die ihren Glauben ernst nahmen und konsequenterweise nicht zur Jugendweihe gingen, durften kein akademisches Studium aufnehmen. Aus seiner Zeit als Pfarrer erzählte Rudolf von einem Ehepaar, das ihn drängte, auf den Sohn Einfluss zu nehmen, damit dieser „pro forma“ an der Jugendweihe teilnahm. Denn die Eltern befürchteten nicht nur, dass ihr Sohn nicht studieren durfte, sondern hatten auch Angst um ihren eigenen Arbeitsplatz. Dieser aber blieb entschlossen, es nicht zu tun.
Wie die katholische Kirche in der Zeit des Eisernen Vorhangs mit den staatlichen DDR-Stellen klug und mit dem nötigen Abstand interagierte, kennt Josef Rudolf aus eigener Anschauung, insbesondere aus den Jahren 1982 bis 1987: Als Sekretär von Kardinal Meisner begleitete er den Berliner Bischof auch zu Gesprächen mit staatlichen Stellen. Pfarrer Rudolf erinnerte sich besonders an eine Anfrage Erich Honeckers: Der SED-Generalsekretär hatte einen Besuch bei Papst Johannes Paul II. arrangiert. Welches Gastgeschenk solle er mit nach Rom nehmen, wollte er von Kardinal Meisner wissen. Meisners Reaktion: „Den lassen wir bluten!“ Er ließ Honecker antworten, er würde empfehlen, Meißner Porzellan – allerdings nicht irgendein Geschirr, sondern eine "Kändler-Madonna". Diese würde von einem Londoner Museum gerade in einer Verkaufsaktion zum Kauf angeboten. Die Regierung kaufte diese Madonna für ca 200.000 D-Mark. Kein Präsident habe, so Josef Rudolf, jemals dem Papst ein solches Geschenk gemacht. Heute steht diese "Kändler-Madonna" im vatikanischen Museum mit einem Schild: „Geschenk des Staatsratsvorsitzenden der Deutschen Demokratischen Republik, Erich Honecker.“
Besonders ergreifend für die Zuhörer war Josef Rudolfs Bericht über die geheimen Priesterweihen von tschechischen Untergrund-Priesteramtskandidaten. Im Gegensatz zur DDR mischte sich in der Tschechoslowakei die Kommunistische Partei in die Theologie-Ausbildung ein und legte einen (geringen) numerus clausus fest. Deshalb wandten sich Bischöfe Tschechiens an deutsche Bischöfe mit der Bitte, solche geheime Priesterweihen vorzunehmen. Abgesehen von anderen ostdeutschen Bischöfen und beispielsweise auch dem Berliner Weihbischof Wolfgang Weider, hat vor allem Kardinal Joachim Meisner eine große Anzahl solcher Priesterweihen vorgenommen, 66 an der Zahl. Um erkannt zu werden, zeigten die Kandidaten eine kleine Zinnfigur des Nationalheiligen Tschechiens, des Hl. Nepomuk, vor. Da sie kein Deutsch und der Kardinal kein Tschechisch konnte, verständigten sie sich auf Latein – so gut es ging. Auch die Liturgie wurde in Latein gefeiert. (JG,WH)